Sonntag, 27. Januar 2019

Gutes und Barmherzigkeit

Das letzte Gedicht, das John Updike wenige Wochen vor seinem Krebstod geschrieben hat, ist eng an den bekannten 23. Psalm ("Der Herr ist mein Hirte") angelehnt.

Am Ende des Gedichtes zitiert er die letzten Worte des Psalms und unterstreicht ihre Bedeutung, indem er seine eigenen Worte hinzufügt "mein Leben, für immer."

Donnerstag, 24. Januar 2019

Ein deutscher Gelehrter zwischen Juden und Muslimen (with English translation below)



Während unserer Israel-Reise haben wir an einem Abend einen alten Gelehrten getroffen, der als evangelischer Theologe seit vielen Jahre in Jerusalem lebt und sich umfangreiche Kenntnisse in jüdischer Gelehrsamkeit und Frömmigkeit erworben hat. Der Kontakt kam durch die Vermittlung eines Bruders unseres Reisegefährten Martin zustande und wurde zu einem Höhepunkt unserer Reise.

Der alte Mann war als junger Student zu Fuß nach Israel gereist und hatte als einer der ersten deutschen Besucher nach dem Krieg das Land betreten. Durch die Hochzeit mit einer französischen Jüdin hatte er sich später tief mit dem Land verbunden – sich dabei aber auch seiner eigenen rheinischen Landeskirche entfremdet, die nur eine evangelische Pfarrersfrau akzeptieren wollte und seine Ordination deshalb ablehnte.

Sonntag, 20. Januar 2019

We need to touch people



Before my first journey on the Abraham path in Palestine in 2013, I came across a man by the name of Dr. Jacob Bronowski who was quite a famous scholar in Britain and had made a series of films “The Ascent Of Man” for the BBC. When he came to the end of the series, he made a strange move. He brought his team with the cameras and microphones to Auschwitz. There he stood on a patch of grass between the remains of the old barracks, dressed in a suit, and talked about the dangers of absolute knowledge. 

Montag, 14. Januar 2019

At the Bedouins



The word "Bedouin" means something like "beginning", says Nedal our host who will walk with us on the next day through a desert valley near Jericho to the Auja Bedouin Camp.

He and his family live in a village near Nablus that is also called "Camp" because it was established after the Arab-Israeli-war of 1948 as a camp for the refugees. They had fled from the war in the coastal region which is now part of Israel. 

Nedal’s children have secretly prepared a celebration for my 70th birthday and they set the beginning to the night before my birthday "originally" begins. The lunar calendar of Muslims and Jews sees the beginning of a day already at sunset, not at midnight.

Mittwoch, 14. November 2018

Prinz Charles, 70

Meinem Vetter Stefan Bohle gewidmet, der einen Tag nach dem Prinzen geboren wurde.

Das Schicksal des Prinzen Charles, der am heutigen Tag 70 Jahre alt wird und bislang noch nie in seinem Leben in dem für ihn bestimmten Beruf als König arbeiten konnte, erinnert an die Lebensläufe anderer Prinzen, denen es ähnlich erging. Das berühmteste Beispiel ist der Ururgroßvater von Charles, der Kronprinz Bertie, der unter seiner Mutter der Königin Victoria 65 Jahre alt wurde, bevor er 1901 endlich selbst König werden konnte. Es war ihm immerhin noch beschieden, für neun Jahre König Edward VII. von England zu sein und in dieser Zeit wohl auch einige vernünftige Reformen mit gestalten zu können.

Freitag, 19. Oktober 2018

Was recht und billig ist

Vor vielen Jahren habe ich einmal die Predigt eines jungen Pastors gehört, die mir wegen einer besonderen Auslegung in Erinnerung geblieben ist. Der Pastor sprach über das bekannte "Freuet euch in dem Herrn allewege" in Philipper 4,4 und über den danach folgenden Vers 5 "Eure Güte lasst kund sein allen Menschen! Der Herr ist nahe!"

Bemerkenswerterweise hatte der junge Mann zur Erklärung des Verses 5 die älteste Lutherübersetzung herangezogen und gefunden, dass dort geschrieben steht "Eure Lindigkeit lasset kund seyn allen Menschen!" Das schöne Wort Lindigkeit ist heute nicht mehr geläufig und ist deshalb in den neueren Lutherübersetzungen durch Güte ersetzt worden. Der Pastor stellte uns aber noch einmal das alte Wort lebhaft vor Augen, indem er das Gegenbild eines finsteren apokalyptischen Propheten dagegen setzte, der mit "Der Herr ist nahe!" das Ende der Welt heraufbeschwört und dann in den dunkelsten Farben predigt. Wir dürfen in der Erwartung des nahen Herrns eine gaz anderer Weise an den Tag legen.

Sonntag, 16. September 2018

Krummacher, beten Sie!


Heilig-Geist-Kirche in unserem Ferienort Werder,
Fontane schreibt über sie:
„Die Munifizienz (Freigebigkeit) Friedrich Wilhelms IV.,
 die hier überall an der Havel … neue Kirchen …
entstehen ließ..."
Auf den Spuren der preußischen Könige haben wir in unserem Urlaub an der Havel vielfach auch Zeugnisse ihrer Frömmigkeit gefunden. Ob es eine wahre oder nur eine vorgespielte Frömmigkeit war, will ich nicht beurteilen. Wichtig erscheint mir zu sein, dass sie sich bis weit in die wilhelminischen Zeiten hinein aus einer besonderen Quelle gespeist hat: der Gegnerschaft zu Napoleon.

Der Franzose hatte im Jahre 1807 ganz Preußen überrollt und sich im Berliner Stadtschloss breitgemacht. Dem fromm und bescheiden lebenden König Friedrich Wilhelm III. blieb nur die Wahl, mit seiner Frau und seiner vielköpfigen Familie in das ferne Ostpreußen zu fliehen. Die Erinnerung daran blieb dem König und seinen Söhnen sicherlich tief eingebrannt. Der spätere Wilhelm I. erlebte als 9jähriger die Flucht über die Kurische Nehrung in Schnee und Eis, welche die Gesundheit seiner schönen Mutter Luise zerstörte, die 1810 starb. Auch wenn Napoleon wenig später bereits geschlagen wurde, blieb die Erinnerung an Unterdrückung und Leid – und am Ende der Stolz, das Joch abgeschüttelt zu haben.