Samstag, 29. August 2009

Luis Trenker, Reinhold Messner, Toni Sailer






Richtig geraten – von den drei genannten gehört der dritte nicht dazu. Er ist nicht von hier aus unserer Urlaubsgegend, nur die beiden ersten sind Südtiroler. Der am vergangenen Montag verstorbene Sailer kam dagegen aus Kitzbühl im österreichischen Tirol, also aus „Nord“-Tirol. Allerdings wurde auch Trenker als Österreicher geboren, denn 1892 gehörte Südtirol noch zur Wiener Monarchie.

Erst nach dem Ersten Weltkrieg fiel Südtirol an Italien und machte unter Hitler und Mussolini eine herzzerreißende Phase durch, nachdem die beiden Faschisten beschlossen hatten, die Italianisierung des Landes durch eine große Umsiedlungsaktion zu vollenden. Die deutschsprachigen Menschen im gesamten italienischen Alpengebiet sollten „Heim ins Reich“ geholt, also nach Deutschland umziehen. Eine große Mehrheit entschloß sich, dem Ruf zu folgen, das waren die „Optanten“, von denen dann aber nur 75.000 tatsächlich fortzogen, um nach 1945 mehrheitlich wieder in die alte Heimat zurückzukehren.

Luis Trenker hat erst nach langem Zögern für das Deutsche Reich optiert. Er verlor dadurch die Zuneigung der Nazis, die ihn anfangs glühend verehrten. Goebbels schrieb 1940: Ich trage dem Führer den Fall Trenker vor. Dieses Schweinestück hat in Südtirol nicht für uns optiert. Hinhalten, freundlich sein, aber abservieren.

Die Tiroler sind lustig, wie man weiß, sie wurden früher auf Jahrmärkten herumgeführt und dem Publikum als Beispiel urwüchsiger Lebenskraft vorgezeigt. Lebenskräftig aber nicht lustig ist der 1944 in Brixen geborene Reinhold Messner. Wie verkrampft und verbissen er wirken kann, hatte ich schon vor Jahren im Fernsehen gesehen, wo er sich bei „Ich stelle mich“ durch einen jungen Freeclimber zu vollkommen unnötigen und im Ton überzogenen Verteidigungsreden hinreißen ließ. Irgendwie denkt man bei ihm, er könne sich doch jederzeit zurücklehnen, seinen kompletten 14er Satz an Achttausendern vorweisen und die anderen in Ruhe reden lassen.

Aber er kann es nicht. Er muß auch im Kleinen immer wieder beweisen, daß er besser ist, klüger, weitsichtiger und vor allem das, worin ihm keiner was vormacht: unangepaßter. Und so lamentiert er in seinem Buch Gebrauchsanweisung für Südtirol über die hier geltende Reglementierung der Rinderschlachtung, die Vorherrschaft eines bestimmten Verlages in Bozen, die Herrschaft der Südtiroler Volkspartei und vieles mehr. Die Touristen kommen ebenfalls schlecht weg, sie stehen allezeit im Stau, wollen es sogar, weil sie nur dort zu einer fragwürdigen und brüchigen Ruhe kommen. Sind sie mal auf dem Berg, wollen sie sogleich wieder nach unten, um dort gut und viel zu essen.

Er selbst empfindet Südtirol als den schönsten Teil der Welt, zieht die Aussage aber sogleich wieder selbst in Zweifel, indem er sagt, er habe das Heimweh in Tibet, der Antarktis und Patagonien zwar immer stark verspürt, sei aber beim Nachhausekommen in seinen Erwartungen oft enttäuscht worden. So wie das Rinderschlachten hier reglementiert wird, ist das natürlich kein Wunder.

Nein, ich fürchte für ihn, daß seine wieder und wieder beschworenen Grenzerfahrungen auch in der äußersten Einöde ihn immer nur zu dem Punkt geführt haben, wo sein kleines wütendes Ich vor ihm stand und wie der Igel zum Hasen im Märchen sagte: „Ick bünn all hier.“









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