Montag, 31. August 2009

Messner Mountain Museum






Gerne nehme ich alles zurück, was ich über den mürrischen Südtiroler Reinhold Messner an Bösem gedacht und geschrieben habe und preise ihn rückhaltlos für sein Mountain Museum in der Nähe von Cortina d’Ampezzo, das wir gestern besuchten. Es ist ganz wunderbar – und bereits sein viertes. Noch wenigstens ein weiteres soll folgen.

Das Museum in Cibiana di Cadore liegt nicht in Südtirol, sondern in den östlichen Dolomiten der Provinz Veneto, das ist da, von wo alle italienischen Eisdielen der Welt ihr Personal haben, wenn sie wirklich gut sein wollen. Das Museum wurde 2002 eröffnet, nachdem eine alte, verfallene Bergfestung aus dem Ersten Weltkrieg hier umfassend umgebaut wurde. Aus dem breiten Tal zwischen Belluno und Cortina d’Ampezzo geht es zunächst mehrere Kilometer hinauf in ein Seitental, in dem sich das Dorf Cibiana befindet, von dort gelangt man über eine Paßstraße auf ein das Tal verschließendes Joch. Von hier geht es dann noch einmal 20 Minuten mit einem Shuttlebus, einem Land Rover, über eine holprige Schotterstraße auf die Spitze des Monte Rite (2.183 m).

Wenige Meter unterhalb des Gipfels duckt sich das alte Fort in den Bergkamm und ist von Messner mit Hilfe der Gemeinde Cibiana und der Provinz Veneto zu einem Museum ausgebaut worden, das sich einerseits wegen der schönen dort ausgestellten Gemälde und Zeichnungen zu besuchen lohnt, andererseits aber auch wegen der Erinnerungsstücke an die bergsteigerische Erschließung der vielen senkrechten Dolomitenwände. Hinzu kommt der grandiose Ausblick, den man durch die Fenster und über die gläsernen Dachausstiege auf eine große Zahl von Dolomitenspitzen hat.

Ein Film im Museum zeigt die grausige Realität der Extremkletterer, die an glatten Felswänden wie an einer Hausfassade hochgehen, in der Diretissima, versteht sich – für mich ein klarer Verstoß gegen das Gebot, das der Mensch den Herrn, seinen Gott nicht versuchen soll. Dieses Gebot kann man allerdings auch im Flachland übertreten, etwa indem man seine Gesundheit allerlei Risiken aussetzt. Dagegen ist das Klettern dann wiederum ein körperlich ertüchtigender Sport – solange man keinen Fehltritt dabei tut.

Lange Zeit haben die Menschen angenommen, daß die Berge von den Göttern bewohnt werden, und Messner ist diesem Gedanken offenbar immer wieder mit dem Ziel nachgegangen, ihnen dort oben tatsächlich zu begegnen. Ich vermute, daß man zumindest eine Art von Bergsubstanz verspürt, wenn man sie nicht nur durchwandert, sondern ein Gefühl für ihr Gestein mit dem Körper in sich aufnimmt, wenn man an der Felsenwand wie ein Insekt klebt.

Was Gott betrifft, so suchen wir Christen ihn ja woanders als auf Bergeshöhen. Allerdings hat er sich auch nach unserem Glauben zumindest einmal einem Bergsteiger geoffenbart, und das war ein bedeutendes Mal, als er auf dem Berge Sinai den Moses zu sich hinauf kommen ließ. Der kam dann allerdings nicht mit unaussprechlichen Grenzerfahrungen zurück, sondern mit einem klaren und logischen Zehn-Punkte-Programm.

Blick vom Museum in das Cadore-Tal in Richtung Cortina d'Ampezzo




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