Freitag, 4. September 2009

Andreas Hofer





Der im Jahre 1767 etwa 20 km nördlich von Meran geborene Kneipenwirt Andreas Hofer wird in ganz Tirol als Held verehrt, besonders nördlich des Brenners. Dabei hat er nicht etwa für die Vereinigung von Nord- und Südtirol gekämpft, die stand zwischen 1805 und 1810, den Kampfjahren des Freiheitskriegers gar nicht in Frage.

Seine Bauernaufstände richteten sich gegen die Herrschaft der Bayern in Tirol, die in den napoleonischen Kriegen auf Seiten des damals noch siegreichen Franzosen standen und im Frieden von Preßburg das Land Tirol erhielten, das man dem auf der Seite der Verlierer kämpfenden österreichischen Kaiser abgenommen hatte.

Es wird heute bezweifelt, ob sich der Aufstand ganz allgemein nur gegen die aufgezwungene Fremdherrschaft aus München richtete. Auch die vorangegangene Herrschaft aus Wien bedeutete ja keine demokratische Freiheit für das vereinigte Land Tirol, das damals vom Bodensee bis nach Salzburg und im Süden bis fast in die Poebene reichte.

Anzunehmen ist eher, daß die Bayern sich für den den Geschmack der Tiroler zu sehr dem Fortschritt und der Aufklärung verschrieben hatten, was den Tirolern als gottlos erschien. So hatten die Bayern etwa die allgemeine Pockenimpfung vorgeschrieben. Das erschien dem Kapuzinerpater Joachim Haspinger als ein Eingriff in die Wege Gottes, brachte ihn auf die Barrikaden und auf die Seite Hofers.

Vier berühmte Schlachten am Bergisel bei Innsbruck wurden gegen die Bayern und Franzosen geführt, drei gewonnen, die vierte und entscheidende verloren. Hofer konnte entkommen, wurde aber im heimatlichen Passeiertal bei Meran von Fraz Raffl, dem „Judas von Tirol“ in seinem Versteck verraten. Die Franzosen hatten 1.500,- Gulden für den Hinweis auf Hofers Aufenthaltsort bezahlt. Auf Befehl Napoleons wurde Hofer nach kurzem Prozeß 1810 im italienischen Mantua, südlich des Gardasees erschossen.

Zu seiner anhaltenden Bedeutung als Volksheld haben die vor 1848 um Einigkeit und Recht und Freiheit kämpfenden Deutschen nicht unwesentlich beigetragen. Das berühmte Andreas-Hofer-Lied „Zu Mantua in Banden“, hat 1831 der aus Ölsnitz im Voigtland stammende Julius Mosen gedichtet. Es ist bis heute die mittlerweile auch gesetzlich geschützte (Nord-) Tiroler Hymne, bezieht aber die Schmerzen des zur Exekution geführten Hofer auch in den weiteren Kreis der deutschen Freiheitsqualen mit ein. Mit Hofer leidet „ganz Deutschland“:

Zu Mantua in Banden
Der treue Hofer war,
In Mantua zum Tode
Führt ihn der Feinde Schar.
Es blutete der Brüder Herz,
Ganz Deutschland, ach,
in Schmach und Schmerz.
Mit ihm das Land Tirol,
Mit ihm das Land Tirol.

Mein Vater sang dieses Lied auf unseren Fahrten durch die Alpen und brachte uns zu dem Riesenrundgemälde von 1896, welches in Innsbruck zu sehen ist und die dritte Bergisel-Schlacht beschreibt. Meinen Vater hatte die Botschaft des Julius Mosen erreicht, hier ging es um Deutschland! Vielleicht hat er auch die antiaufklärerischen Untertöne gehört, die gehören ja oft dazu, wenn es um Deutschland geht.

In Südtirol wird das Lied mir Rücksicht auf die italienische Minderheit nicht als Nationalhymne gesungen. Hier besingt man unter anderem (auch dieses Lied kannte mein Vater) die Salurner Klause, die alte Sprachgrenze im Tal der Etsch zwischen Bozen und Trient:

Wohl ist die Welt so groß und weit
Und voller Sonnenschein,
Das allerschönste Stück davon
Ist doch die Heimat mein:
Dort wo aus schmaler Felsenkluft
Der Eisack springt heraus,
Von Sigmundskron der Etsch entlang
Bis zur Salurner Klaus’.

Das Lied wurde 1926 geschrieben, da gehörte man bereits zu Italien und mußte sich gegen die Italienisierung wehren.

Melodien zu den Liedern fand ich auf der Internet-Seite einer Studentenverbindung. Leider fehlt beim Südtirollied etwas, was laut einer anderen Quelle zwingend dazugehört: ein Jodler zwischen jeder Strophe.

Die beiden Bilder mit Hofer und seinen weit auseinanderstehenden Augen sind aus Messners Sigmundskron-Museum, in dem eine große Abteilung an Andreas Hofer erinnert.






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