Im Hintergrund eines der "Hörner von Hattin" |
Zwar handelt es sich nicht um einen türkischen Sieg, die
Türken lebten damals überwiegend noch in Zentralasien, aber die Schlacht von
Hattin gehört zusammen mit der türkischen Eroberung von Konstantinopel und deren
Belagerung von Wien zu einer Serie von Schreckensbildern, die tief in den
Herzen der Christen ihre Angst vor den Muslimen nährt.
Saladin war von kurdischer Abstammung. Er hat auf dem Gebiet,
auf dem unser Gästehaus liegt, die Büsche und Bäume anzünden lassen und das hungrige
und durstige Christenheer in beißendem Qualm umherirren lassen, bevor er es
angriff und besiegte.
Nun kehren in Nureddins und meiner Person die ehemaligen Gegner wieder aufs Schlachtfeld zurück. Meine Angst, in meinem Zimmer einen zweiten Saladin neben
mir zu haben, ist natürlich nicht vorhanden. Ganz allgemein legte sich auch die Angst, irgendwie mit
Nureddin nicht zurechtzukommen, schon nach wenigen Stunden. Alle Reiseplanungen
gingen in großem Einvernehmen zwischen uns beiden vonstatten, auch im Detail. Nureddin
war immer bereit, zu meinen Gunsten den untersten Weg zu gehen, was ich ihm
natürlich oftmals nicht erlaubt habe. In Punkto Demut (sagte mein Vater) lassen wir uns von niemandem etwas vormachen.
Bougainvilleas in Arbel |
Auch das Schnarchen, vor dem wir uns gegenseitig gewarnt
hatten, erwies sich als kein Problem. Manchmal bin ich nachts davon wach
geworden, dass Nureddin in seiner Kehle eine Säge betätigte, habe mich dann
aber an der tiefen Entspannung gefreut, die offenbar durch Nureddin hindurch
ging, wenn er schnarchte. Er sagte mir am nächsten Morgen, auch ich hätte mich sehr
stark sägend bemerkbar gemacht und auch ihn habe das nicht gestört.
Rund um das Haus der Familie Shavit blühten die Bougainvilleas
in den prächtigsten Farben. Die Blume gehört zu meinen Lieblingspflanzen,
besonders nachdem ich gelernt habe, dass sie zur Zeit der französischen
Revolution von dem die Südsee befahrenden französischen Admiral Bougainville
nach Europa geholt wurde. Die revolutionäre Energie hat sich damals ganz
wesentlich aus der Sehnsucht nach der Natur gespeist. Die Matrosen, die im
Revolutionsjahr 1789 auf der "Bounty" mit dem Ziel gemeutert haben,
ihr Leben im Paradies der Südsee verbringen zu dürfen waren in diesem
Sinne echte Revolutionäre.
Die schönste Bougainvillea, die ich bislang kannte, ein
riesiger Baum im Eingangsbereich zu den Ausgrabungen von Kapernaum, fand ich
leider nicht mehr vor. Man hatte die erhabene Pflanze entfernt, um den Eingang
zu verbreitern. Aber im ganzen Land wuchsen die Bougainvilleas fast wie wild,
teilweise als endlose Gebüsche entlang von Fernstraßen und Autobahnen. Die
leuchtende Glut ihrer Blüten kontrastiert auf das angenehmste mit der öden
Nüchternheit der Asphaltstraßen.
* der Name wird in der Bibel erwähnt, in Hosea 10,14
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen