Papamobil mit Frisiersitz |
Anders als das Auto seiner Vorgänger Benedikt und Johannes Paul ist dieses Gefährt nicht mit gepanzertem Glas versehen, sondern nach allen Seiten offen. Es wurde Wert darauf gelegt, dass eine echte lokale Produktion für den Papst zur Verfügung gestellt wurde. Und so ist dieses Auto auch sympathisch lokal geworden: ein umgebauter kleiner Lieferwagen mit einer Ladefläche für den Papst und einem großen Dach aus Zeltstoff darüber. Alles ist hübsch weiß angestrichen wie es sich für päpstliche Einrichtungen gehört.
Bei einem kleinen Detail hat man sich besondere Mühe gegeben: der Sitz des Papstes ist ein gut gepolsterter, verstellbarer Stuhl - aus einem Friseursalon.
In Bethlehem sind wir bei meinen Freunden Hamze und Veronica Awawde zu Gast (im Foto rechts), er ein Palästinenser aus der Gegend von Hebron, sie eine Italienerin aus der Gegend von Ravenna, mit einer deutschen Großmutter. Beide haben an der hebräischen Universität in Jerusalem studiert und fanden es finanziell günstig, in Bethlehem eine Wohnung zu mieten und täglich über die Grenze nach Jerusalem hinein zu fahren. Mittlerweile überwiegen die Kümmernisse der häufigen Grenzsperren, das Studium geht aber ohnehin in den nächsten Monaten zu Ende, man wird sich neu orientieren.
Die beiden erzählen uns fröhlich von ihrer jüngst erfolgten Hochzeit und dann von ihren Plänen bezüglich des ersten Kindes, das im März erwartet wird, ein Junge. Wird es einen muslimischen oder einen christlichen Vornamen erhalten? Wird das Kind getauft werden oder beschnitten? Die Fragen sind noch offen, wobei sich nach meinem Eindruck eher Veronica durchsetzen wird. Wie ich verstehe, wird man zur Entbindung gemeinsam nach Italien reisen. Da hat Veronica Heimvorteil.
Ich erinnere die beiden an den muslimischen Lehrer Hadschi Bektasch Wali, der um 1300 in Zentralanatolien lebte. Er war für seine Freundschaft mit Christen bekannt. Als seine muslimischen Jünger ihn einmal darauf aufmerksam machten, dass die Kinder der Christen so besonders gesund seien, fragte er zurück: was machen die Christen denn anders als wir? Man antwortete ihm: sie taufen ihre Kinder! Darauf empfahl er seinen Leuten kurzerhand, die muslimischen Kinder ebenfalls zu taufen. Ein Beispiel voraufklärerischer Toleranz.
Mit dem Auto von Hamze und Veronica fahren wir gemeinsam nach Hebron und besuchen dort die Gräber der Patriarchen Abraham, Sara, Isaak und Rebekka in einer Moschee, die früher einmal Kirche war. Jakob und Lea liegen nebenan - in einem jüdischen Gotteshaus. Da wird es für den Palästinenser Hamze schwer, Eintritt zu bekommen. Wir bleiben also alle zusammen draußen. Ich war ohnehin 2014 schon einmal bei Jakob und Lea. Rahel liegt übrigens in einem gesonderten Grab, auf der Grenze zwischen Jerusalem und Bethlehem.
Später fahren wir in Hamzes Heimatort Dura und dort zu seinem Onkel Akram, einem klugen Ökonomie-Professor, den ich bei meinem letzten Besuch kennen lernte. Er hat ein schönes Haus auf einer Anhöhe, mit weitem Blick hinunter in die israelische Küstenebene. Das Meer ist an dieser Stelle nur etwa 50 km entfernt, abends leuchten die Lichter von Gaza und Aschkelon am Horizont. Das Küstengebiet ist durch die nahe Grenze für niemanden in Dura zu erreichen.
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