Veronica in Palästina, in iraelischem Auto |
In der Sixt-Autovermietung am Flughafen von Tel Aviv, in der
wir unseren kleinen Mietwagen für die Reise an den See Genezareth und danach an
die Grenze nach Palästina abholen, werden wir von dem freundlichen Dor Klingner
bedient. Als wir ihm sagen, dass wir später noch weiter nach Nablus in den
besetzten West Banks fahren wollen, sagt er "not with our car!"
Das war uns bereits vorher bekannt, die Israelis vermieten
in aller Regel die Leihwagen nur für Fahrten auf ihrem Staatsgebiet. Deshalb wollen wir den
Wagen auch in Afula abgeben, das liegt vor der Grenze. Nun mischt sich die
hübsche Kollegen von Dor, die bisher an einem zweiten Tisch eine andere
Angelegenheit bearbeitet hat, ein und warnt uns, dass es in den
palästinensischen Gebieten für uns gefährlich werden könnte. Wir sagen, dass
wir keine Angst haben, aber sie bleibt bei ihrer Haltung und sagt am Ende
"Shoot them!" Erschießt sie.
Erstmals werden wir mit einer Haltung konfrontiert, die
unter einem Teil der israelischen Bevölkerung offenkundig sehr lebendig ist.
Man sieht dort die Palästinenser als Feinde an, denen man nicht unbewaffnet
gegenübertreten soll. Später erzählen uns Hamze und Veronica in Bethlehem, dass
an der Hebrew University in Jerusalem die Studenten aus den Settlements
bewaffnet durch die Stadt laufen und auch in den Seminaren ihre Pistolen nicht
ablegen. Es sei ein eigenartiges Gefühl, mit bewaffneten Menschen diskutieren
zu müssen.
Man vergisst in den großen Menschenansammlungen von
Jerusalem und Bethlehem leicht die Gefahr, die von unkontrollierten
Gewaltausbrüchen ausgeht. Zu der Zeit, als wir das Land besuchten, war die
Welle der Messerattacken soweit abgeebbt, dass wir über viele Tage von keiner
einzigen Attacke gehört hatten.
Aber die Gefahr war vorhanden. Hamze und Veronica schützten
ihr Auto, das aus technischen Gründen ein gelbes israelisches Nummernschild trägt
(die palästinensischen sind weiß) vor möglichen palästinensischen Steinwerfern,
indem sie bei Fahrten durch bestimmte Gebiete eine palästinensische Flagge auf
das Armaturenbrett legten. Die musste dann allerdings entfernt werden, wenn
Israelis das Auto zu kontrollieren drohten.
Zwischen den Fronten zu leben ist kein angenehmer Ort.
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