Sonntag, 26. August 2012

Vom Glück des Campers


Soltau, Lüneburger Heide, 26. August 2012 
 

„Warum macht mich der Anblick dieser Zeltstange so glücklich?“ frage ich gestern abend meine Frau, als wir nach dem Aufbau eines etwa 3 x 3 m großen Zeltstücks, dem Sonnensegel, vor dem Wohnwagen sitzen und eine brennende Kerze und ein Glas Rotwein vor uns auf dem Tisch stehen haben, die Baumgruppe aus Eichen und Kiefern vor und über uns. „Weil das hier so ist, wie zu den Zeiten, in denen wir als Kinder Buden gebaut haben“, entgegnet meine kluge Frau. Sie hat Recht – wir empfinden den Eindruck eines uns umschließenden Raums besonders stark, wenn dieser Raum gerade erst entstanden ist und wir spüren, wie unsere eigene Präsenz den neu gewonnenen Raum füllt. Ein origineller Kopf aus der alternativen Berliner Szene hat einmal geschrieben, das Wohnen sei so wichtig, dass es eigentlich „ein Geräusch machen müsste“. Hier beim Camping ist man nahe daran, dieses Geräusch hören zu können, denn der Platz, den das Zelt und auch der Wohnwagen einnehmen, war ja noch vor wenigen Stunden leer und dass er jetzt gefüllt ist und mir eine Begrenzung nach oben und unten und zu den Seiten gibt, das meint man körperlich spüren zu können.
Man spürt es als Glück. „Wir haben hier keine bleibende Statt“, zitierte André Carouge mir nach meiner Facebook-Ankündigung, jetzt mit Auto und Wohnwagen unterwegs zu sein. Es ist oft beschrieben worden, dass eine Reise, und besonders eine Reise mit Zelt oder Caravan die falschen Sicherheiten aufhebt, die wir uns beim Wohnen in festen Mauern vorspiegeln. Wer diese Sicherheit aufgibt, indem er sich auf den Weg macht, bekommt dafür immer wieder das Glück einer kurzen Rast geschenkt, damit oft verbunden das Glück eines zeitlich begrenzten, provisorischen Raums, einer Bude eben. Da kann dann der Anblick einer Zeltstange tatsächlich Glücksgefühle mit sich bringen.

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