„Warum macht
mich der Anblick dieser Zeltstange so glücklich?“ frage ich gestern abend meine
Frau, als wir nach dem Aufbau eines etwa 3 x 3 m großen Zeltstücks, dem
Sonnensegel, vor dem Wohnwagen sitzen und eine brennende Kerze und ein Glas
Rotwein vor uns auf dem Tisch stehen haben, die Baumgruppe aus Eichen und
Kiefern vor und über uns. „Weil das hier so ist, wie zu den Zeiten, in denen wir
als Kinder Buden gebaut haben“, entgegnet meine kluge Frau. Sie hat Recht – wir
empfinden den Eindruck eines uns umschließenden Raums besonders stark, wenn
dieser Raum gerade erst entstanden ist und wir spüren, wie unsere eigene
Präsenz den neu gewonnenen Raum füllt. Ein origineller Kopf aus der
alternativen Berliner Szene hat einmal geschrieben, das Wohnen sei so wichtig,
dass es eigentlich „ein Geräusch machen müsste“. Hier beim Camping ist man nahe
daran, dieses Geräusch hören zu können, denn der Platz, den das Zelt und auch
der Wohnwagen einnehmen, war ja noch vor wenigen Stunden leer und dass er jetzt
gefüllt ist und mir eine Begrenzung nach oben und unten und zu den Seiten gibt,
das meint man körperlich spüren zu können.
Man spürt es
als Glück. „Wir haben hier keine bleibende Statt“, zitierte André Carouge mir
nach meiner Facebook-Ankündigung, jetzt mit Auto und Wohnwagen unterwegs zu
sein. Es ist oft beschrieben worden, dass eine Reise, und besonders eine Reise
mit Zelt oder Caravan die falschen Sicherheiten aufhebt, die wir uns beim
Wohnen in festen Mauern vorspiegeln. Wer diese Sicherheit aufgibt, indem er
sich auf den Weg macht, bekommt dafür immer wieder das Glück einer kurzen Rast
geschenkt, damit oft verbunden das Glück eines zeitlich begrenzten,
provisorischen Raums, einer Bude eben. Da kann dann der Anblick einer
Zeltstange tatsächlich Glücksgefühle mit sich bringen.
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