Cemele, bei
Kırşehir
Von den
Männern auf der Hochzeit tragen eine ganze Reihe eine Pistole mit sich herum,
von der sie bei bestimmten Gelegenheiten, etwa der Ankunft der Braut, auch
ausgiebig Gebrauch machen und lange, knatternde Salven in die Luft schießen,
mit scharfer Munition, nicht mit Platzpatronen. Einige Gewehre sind vorhanden,
Schrotflinten und andere, mit denen schießt man schräg nach oben, man muß sie
ja fest an der Schulter anlegen, und feuert in Richtung des unbewohnten
Geländes hinter dem Haus.
Nichts
stärkt die Sicherheit im Auftreten eines Mannes mehr als die Schusswaffe am
Gürtel, das läßt sich hier gut beobachten. Ich sehe, wie der Brautvater seinem
Sohn kurz vor der Abfahrt zum Haus der Braut eine Pistole zusteckt, die dieser
mit einem kurzen Griff im Rücken unter dem Gürtel verschwinden läßt und seinen
marineblauen Anzug darüber wieder schließt. Er wird Freudenschüsse damit
abschießen, nicht mehr, aber es ist für mich auch eine Steigerung des
Nietzsche-Wortes in dieser Bewaffnug, wenn du zum Weibe gehst, vergiss die
Peitsche nicht. Wollen die Frauen uns nicht letztlich alle als Eroberer?
Ich mache
mich unbeliebt und breche ab. Übrigens finden auch die türkischen Frauen das
ohrenbetäubende Geknatter offensichtlich als störend und schimpfen laut auf die
schießenden Männer ein. Dass sie relativ sorglos in Gegenwart vieler Kinder mit
den scharfen Waffen herum hantieren, empfinden sie als sträflich. Lange wird
diese Männerwelt ihr Spiel nicht mehr treiben dürfen, auch in Anatolien nicht.
Wenn ich
mich mit einem der vielen Gäste bekannt mache, sage ich in der Regel "ich
bin Christian, ich bin Deutscher". Das verstehen manche falsch, denn
"ben christian'im" heißt auch "ich bin Christ". Hüseyin,
der Vater der Braut, versteht mich in diesem Sinn und sagt, etwas abwehrend,
ach, wir sind alle dieselben Menschen. Ich muss schnell korrigieren: benim adım
Christian (ve ben hıristian'ım), mein Name ist Christıan (und ich bin ein
Chrıst). Dass meine Frau außerdem Christiane heißt, wird als folkloristisches
Element mit freundlichem Interesse aufgenommen.
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