Dienstag, 20. September 2016

Kathedralen der Neuzeit


Aus der seligen Zeit, in der Robert Gernhardt und F.K.Waechter noch ihre Karikaturen, Reime und Geschichten veröffentlichten, ist mir eine „Legende“ in Erinnerung, die in etwa wie folgt erzählt wird: die englische Königin Victoria habe sich einmal während einer Jagd tief im Unterholz verirrt, wo ihr ein besonders großer Hirsch mit einem goldenen Kreuz im Geweih erschienen sei Der habe ihr den Rückweg gewiesen. Die vollkommen ergriffene Königin gelobte sogleich, an dieser Stelle  einen Bahnhof zu bauen. So kam es zum Bau der Victoria Station.

Donnerstag, 15. September 2016

Wanderungen in der Mark Brandenburg (VI): Berlin als Endziel?

Unser Urlaub hier im Havelland in der Nähe von Berlin sollte hauptsächlich dazu dienen, unsere vier in Berlin lebenden Kinder, deren Partner und die vier Enkelkinder noch einmal lange und ausgiebig sehen zu können. Das ist auf wunderbare Weise gelungen, bei bestem Wetter. Wir sind wieder zu Hause in Remscheid und blicken auf viele schöne Tage zurück.

So ein bisschen stand bei unserer Reise aber zweitens auch die Frage im Hintergrund, ob wir uns nach unserem Eintritt ins Rentnerleben auch in Berlin oder im Umland niederlassen könnten. Diese Frage ist nicht so ganz leicht zu beantworten.

Dienstag, 13. September 2016

Wanderungen in der Mark Brandenburg (V): Der schwarze Eichenstumpf in Lehnin


Altarraum der Klosterkirche Lehnin
Von dem Zisterzienserkloster Lehnin aus haben Mönche nach dem Jahre 1180 große Teile des Landes urbar gemacht und den slawischen Völkern hier das Evangelium gebracht. Viele Legenden ranken sich um den frommen Markgrafen Otto, der das Kloster gestiftet hat, und um seinen ersten Abt, den Abt Sibold.

Samstag, 10. September 2016

Wanderungen in der Mark Brandenburg (IV): König Friedrich, ohne Sorge, ohne Frau



Dass König Friedrich in Schloss Sanssouci, dessen Name ja ohne Sorge heißt, wirklich sorgenfrei gelebt hat, ist kaum anzunehmen. Er ist bereits morgens um Vier von seinem harten Feldbett aufgestanden und hat sich den Staatsgeschäften zugewandt. Seine militärische Disziplin war sicherlich etwas, das aus der Sorge geboren war. Es sollte wohl helfen, die Sorge wenn nicht zu besiegen, sie doch immerhin auf Abstand zu halten.

Donnerstag, 8. September 2016

Wanderungen in der Mark Brandenburg (III): Obst für Berlin (und Ziegel)

Werder, Alte Hauptstraße
Die große Zeit für unseren Ferienort Werder an der Havel brach an, als mit dem schnell wachsenden Berlin im 19. Jahrhundert ein riesiger Markt für landwirtschaftliche Produkte sozusagen vor der Haustür entstand. Man spezialisierte sich bald auf den Anbau von Obst und wurde dabei offenkundig (so schreibt es Theodor Fontane) von eingewanderten Spezialisten aus Frankreich und Holland unterstützt. Hilfreich war es, dass man die anfangs gebräuchlichen "Schuten", die mit Menschenkraft gerudert werden mussten, bald durch Dampfschiffe ersetzen konnte, welche große Lastkähne, schwer mit Obstkisten ("Tienen") beladen, nach Berlin schleppen konnten.

Dienstag, 6. September 2016

Wanderungen in der Mark Brandenburg (II): Der glückliche König


Luise, Marmorbüste in Schloss Paretz
Friedrich Wilhelm III., König in Preußen von 1797 bis 1840, verdankte sein Lebensglück der Heirat mit der ungewöhnlich schönen Prinzessin Luise. Dem Volk war ihre Schönheit bekannt und auch, dass die beiden in einer echten Liebesbeziehung zueinander standen. Das verstärkte die Verehrung für die als natürlich geltende und dem steifen Hofzeremoniell abgeneigte Prinzessin.

Montag, 5. September 2016

Wanderungen in der Mark Brandenburg (I): Berliner Weiße


Heute Abend habe ich aus Solidarität mit der hiesigen Landbevölkerung zum ersten Mal in meinem Leben Berliner Weiße mit Schuss getrunken - das grüne Getränk im Bild hinten. Ich hatte zuvor bei Theodor Fontane gelesen, dass dieses typische und bis heute vorherrschende Berliner Bier im 19. Jahrhundert eine unerwartete Konkurrenz aus dem Ort bekommen hatte, in dem wir seit heute Ferien machen: Werder an der Havel.

Hier in Werder wurde für einige Jahrzehnte eine ins Bräunliche gehende Konkurrenz zum hellen Weizenbier hergestellt, das in Berlin und Umgebung traditionell "Weiße" heißt, weil es ein Wei(s)zenbier ist.

Sonntag, 4. September 2016

Mystik (II): Die Verwirklichung meiner selbst

Eisvogel / Kingfisher
Der Begriff der Selbstverwirklichung hat sich in den letzten Jahren stark abgenutzt hat, nachdem eine ganze Generation von genussorientierten Menschen in der Selbstverwirklichung ihr Heil gesucht und oft nicht gefunden hat.

So wie Taylor allerdings die Selbstverwirklichung in den Gedichten von Gerard Manley Hopkins  (1844 - 1889) beschreibt, ist sie vollkommen Anderes.

Donnerstag, 1. September 2016

Mystik (I): Die Kraft der Erinnerung



In Charles Taylors großem Buch über die Moderne ("Ein säkulares Zeitalter") sucht der tief in seiner christlichen Erziehung verwurzelte Philosoph nach neuen Wegen zu einer Rückgewinnung des Glaubens in einer glaubenslos gewordenen Welt.

Taylor steht vorsichtig vor einem Rückweg aus der Entzauberung der modernen Welt. Der Zauber soll wiederentdeckt werden, so wie ihn die Menschen früherer Generationen noch gekannt haben. Er kann uns Heutigen eine Vision eröffnen, durch die wir in die Realität einer anderen Welt schauen. Taylor beschreibt gleich zu Beginn des Buches das Bekehrungserlebnis eines jungen Mannes, dessen Ausgangspunkt das visionäre Erlebnis von Fülle (fullness) ist, eine mystische Naturerfahrung, die sein Leben völlig ändert.