Heute Abend
habe ich aus Solidarität mit der hiesigen Landbevölkerung zum ersten Mal in
meinem Leben Berliner Weiße mit Schuss getrunken - das grüne Getränk im Bild hinten. Ich hatte zuvor bei Theodor
Fontane gelesen, dass dieses typische und bis heute vorherrschende Berliner
Bier im 19. Jahrhundert eine unerwartete Konkurrenz aus dem Ort bekommen hatte,
in dem wir seit heute Ferien machen: Werder an der Havel.
Hier in
Werder wurde für einige Jahrzehnte eine ins Bräunliche gehende Konkurrenz zum
hellen Weizenbier hergestellt, das in Berlin und Umgebung traditionell
"Weiße" heißt, weil es ein Wei(s)zenbier ist.
Fontane hat
die bräunliche Weizenbiervariante, die "Werdersche" um 1870 herum
enthusiastisch an die Seite der blonden Schwester "Weiße", gestellt.
Bekannt ist, dass dieses bräunliche Bier aus Werder allgemein als gesund und
nahrhaft dargestellt wurde, wozu es auch noch Expertisen aus den Laboratorien
der damaligen Zeit gibt.
Fontane hat damals aber wohl schon gewusst, dass die
Zeiten dieses braunen Bieres zu Ende gingen, weil die Bayern mit ihrer eigenen
Variante des Weizenbiers nach Berlin vordrangen. saßen
heute Abend am Ufer der breiten Havel und bestellten uns zum geräucherten
Fisch, den unser Restaurant frisch im eigenen Ofen herstellte, ein Glas
Berliner Weizenbier, also "Weiße". Sie kam "mit Schuss",
weil das mit Milchsäurebakterien hergestellte Bier offenbar säuerlich ist und
ein paar Tropfen Sirup gut verträgt. Man nimmt dazu entweder Waldmeister oder
Himbeere oder in neueren Zeiten auch
andere Variationen. Ich bekam den Waldmeister und trank also ein frisches
grünes Bier, mithilfe eines Strohhalms. Es hat nicht schlecht geschmeckt.
Wenn ich aus
dem Fenster unseres kleine Apartments schaue, sehe ich innerhalb unseres
Gebäudekomplexes noch einen alten Turm. Er gehörte wohl zu einer der
Brauereien, die im 19. Jahrhundert "Werdersches" hergestellt hat.
Jetzt hat man neue Eigentumswohnungen in das alte Gemäuer eingebaut.
P.S. Beim
Nachlesen lernte ich noch einmal den Unterschied zwischen dem obergärigen
und dem untergärigem Bier. Sie werden
jeweils mit einer anderen Sorte Hefe gebraut, die nach dem Brauvorgang entweder
nach oben steigt (also obergäriges Bier liefert) oder auf den Boden sinkt.
Kölsch und die verschiedenen Sorten Weizenbier sind obergärig, ein typisches
untergäriges Bier dagegen ist das Pilsener.
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