Montag, 5. September 2016

Wanderungen in der Mark Brandenburg (I): Berliner Weiße


Heute Abend habe ich aus Solidarität mit der hiesigen Landbevölkerung zum ersten Mal in meinem Leben Berliner Weiße mit Schuss getrunken - das grüne Getränk im Bild hinten. Ich hatte zuvor bei Theodor Fontane gelesen, dass dieses typische und bis heute vorherrschende Berliner Bier im 19. Jahrhundert eine unerwartete Konkurrenz aus dem Ort bekommen hatte, in dem wir seit heute Ferien machen: Werder an der Havel.

Hier in Werder wurde für einige Jahrzehnte eine ins Bräunliche gehende Konkurrenz zum hellen Weizenbier hergestellt, das in Berlin und Umgebung traditionell "Weiße" heißt, weil es ein Wei(s)zenbier ist.


Fontane hat die bräunliche Weizenbiervariante, die "Werdersche" um 1870 herum enthusiastisch an die Seite der blonden Schwester "Weiße", gestellt. Bekannt ist, dass dieses bräunliche Bier aus Werder allgemein als gesund und nahrhaft dargestellt wurde, wozu es auch noch Expertisen aus den Laboratorien der damaligen Zeit gibt. 

Fontane hat damals aber wohl schon gewusst, dass die Zeiten dieses braunen Bieres zu Ende gingen, weil die Bayern mit ihrer eigenen Variante des Weizenbiers nach Berlin vordrangen. saßen heute Abend am Ufer der breiten Havel und bestellten uns zum geräucherten Fisch, den unser Restaurant frisch im eigenen Ofen herstellte, ein Glas Berliner Weizenbier, also "Weiße". Sie kam "mit Schuss", weil das mit Milchsäurebakterien hergestellte Bier offenbar säuerlich ist und ein paar Tropfen Sirup gut verträgt. Man nimmt dazu entweder Waldmeister oder Himbeere oder in  neueren Zeiten auch andere Variationen. Ich bekam den Waldmeister und trank also ein frisches grünes Bier, mithilfe eines Strohhalms. Es hat nicht schlecht geschmeckt.

Wenn ich aus dem Fenster unseres kleine Apartments schaue, sehe ich innerhalb unseres Gebäudekomplexes noch einen alten Turm. Er gehörte wohl zu einer der Brauereien, die im 19. Jahrhundert "Werdersches" hergestellt hat. Jetzt hat man neue Eigentumswohnungen in das alte Gemäuer eingebaut.

P.S. Beim Nachlesen lernte ich noch einmal den Unterschied zwischen dem obergärigen und dem untergärigem  Bier. Sie werden jeweils mit einer anderen Sorte Hefe gebraut, die nach dem Brauvorgang entweder nach oben steigt (also obergäriges Bier liefert) oder auf den Boden sinkt. Kölsch und die verschiedenen Sorten Weizenbier sind obergärig, ein typisches untergäriges Bier dagegen ist das Pilsener.

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