Sonntag, 26. April 2020

Gebet eines Kardinals


Liebe Schwestern, liebe Brüder, es ist der Augenblick der heiligen Kommunion gekommen.

Und sie alle, die sie jetzt in dieser Stunde nicht hier bei uns im Kölner Dom sein können, sind eingeladen, erneut eingeladen, sich in geistlicher Weise mit dem auferstandenen Herrn zu verbinden.

Wir dürfen ihm unsere ganze Sehnsucht nach ihm sagen und zeigen. Wir dürfen auf ihn schauen, der uns auch das Brot brechen möchte, um sich selbst, seinen heiligen Leib, an uns zu verschenken.

Freitag, 24. April 2020

Erinnerungen in den Zeiten von Corona (X): Where the buffalo roam


Der Eifgenbach fließt von seinen Quellen aus zunächst gerade nach Süden, an den Dörfern Buchholzen und Well vorbei, um dann in einer schönen regelmäßigen Kurve seine Orientierung so zu ändern, dass er bei Süppelbach in umgekehrter Himmelsrichtung, also nach Norden fließt. Er nimmt aber sogleich einen weiteren schönen Bogen, der unterhalb von Wermelskirchen verläuft und den Bach dann am Ende in seine überwiegend südwestliche Linie bringt. 

Dienstag, 21. April 2020

Erinnerungen in den Zeiten von Corona (IX): Tante Toni

Bei unseren Wanderungen im Quellgebiet des Eifgenbachs haben wir unser Auto häufig im Dorfkern von Buchholzen abgestellt und sind von dort in verschiedene Richtungen losgegangen. Hier im Dorf steht an einer Straßenkreuzung gegenüber der Gaststätte "Zur Buche" ein Schieferhaus, das früher einmal zu einer Schreinerei gehörte. Rechts an das Haus angebaut ist ein großer Balkon, der von einem Unterbau getragen wird, welcher aus einem einzigen Raum besteht, der zur Straße hin mit einer großen Fensterscheibe versehen ist.

Dieser Raum, kaum größer als ein mittleres Wohnzimmer, war früher das Ladengeschäft von "Tante Toni", der Schwester* des Schreiners. Zu ihr gingen wir als Kinder mit der Großmutter den halben Kilometer von ihrem Haus hinunter ins Dorf, um uns mit Lebensmitteln für den täglichen Bedarf einzudecken. 

Dienstag, 14. April 2020

Erinnerungen in den Zeiten von Corona (VIII): Die Bibel lesen


Es ist ein kleiner dunkler Fleck in meinem Lebenslauf, dass ich noch niemals in all den Jahren die Bibel ganz von vorne bis hinten gelesen habe.

Zwar ist mir die Bibel das vertrauteste Buch von allen. Manche Passagen kann ich auswendig hersagen. Ich habe die Bibel mehrfach nach bestimmten Leseplänen über Wochen und Monate kreuz und quer gelesen. Aber sie vorne aufzuschlagen und Seite für Seite zu lesen, bis ich am Ende bei der Offenbarung angekommen bin, das habe bisher noch nie in meinem Leben getan.

Freitag, 10. April 2020

Erinnerungen in den Zeiten von Corona (VII): Lean On Me


Schon seit einiger Zeit habe ich immer wieder einmal die Gottesdienste aus der schwarzen Harlemer Kirche des Pastors Michael Walrond über das Internet gehört. Seit dem 15. März predigt Pastor Michael vor einer leeren Kirche. Spätestens Anfang April, in der dritten Woche danach, ist es klar, dass sich diese Kirche in New York im Zentrum einer Katastrophe befindet. Wie reagiert sie darauf?

Pastor Walrond von der First Corinthians Baptist Church (FCBC), der selbst aufgrund einer Vorerkrankung zu einer Risikogruppe gehört, lässt an diesem Sonntag seine Vertreterin Heaven Berhane sprechen. Sie hat den bekannten Text über die Gemeinde als Leib aus 1. Korinther 12 gewählt, in der modernen Übersetzung von The Message*. Das ist eine Predigt, die man oft gehört hat, die aber jetzt, wo der Leib des Volkes alle Aufmerksamkeit auf sich zieht, plötzlich neue Gedanken eröffnet.

Dienstag, 7. April 2020

Erinnerungen in den Zeiten von Corona (VI): Die schöne Melusine


In einem alten Buch mit Volkssagen habe ich als Kind wie benommen die Geschichte von der schönen Melusine gelesen. Die Geschichte war ergreifend, aber mehr noch war es das Bild der Melusine im Bad!

In der damaligen Zeit, in der am Zeitungskiosk noch nicht serienweise die Anatomie spärlich bekleideter Frauenkörper zu bestaunen war, erschien mir das Bild dieser rätselhaften Frau mit ihren festen Brüsten wie ein Schlüssel zur geheimnisvollen Welt des Weiblichen.

Ich rekonstruiere im Kopf mein Alter bei der ersten Begegnung mit Melusine, indem ich mir in Erinnerung rufe, dass ich ihren Namen früher als das Wort "Limousine" kennenlernte, und dass ich mich sogar gefragt habe, warum die beiden Worte so ähnlich klangen. Ich schließe aus allem, dass ich noch recht jung war und erinnere mich auch dunkel, dass ich noch nicht vollkommen über die Sexualität aufgeklärt war, die mich in dieser Phase meines Lebens langsam nach und nach in Beschlag nehmen sollte.

Sonntag, 5. April 2020

Erinnerungen in den Zeiten von Corona (V): Der Telegraf


Für meinen Blog-Eintrag über die Rattenburg habe ich das Internet durchforstet und habe an einer Stelle auch einen guten Nachweis für die alte Sage von der versunkenen Burg bekommen.

Zu meiner Überraschung stieß ich aber außerdem auch auf einen Hinweis aus vergangenen aber gut beurkundeten Zeiten, dass nämlich einstmals auf dem Rattenberg ein Telegrafenhaus stand, das zwischen 1833 und 1849 optische Signale auf der Linie Berlin - Koblenz übermittelt hat.

Es übernahm die Signale von einem ähnlichen, 11 km Luftlinie entfernten Haus in Radevormwald und gab sie an die nächste Station in Blecher oberhalb des Altenberger Doms weiter (13 km entfernt).

Donnerstag, 2. April 2020

Erinnerungen in den Zeiten von Corona (IV): Langeweile, Einsamkeit, Angst


Felder und Wälder bei Buchholzen
Im Haus meiner Großeltern in Buchholzen verging uns Kindern die Zeit oft nur sehr langsam. Das war uns meistens recht, weil wir gerne lange Schulferien in diesem Haus unter den hohen Bäumen machten.

Manchmal wurde uns die Zeit aber auch zu lang – etwa im Sommer des Jahres 1956, als meine Eltern zum ersten Mal zu einem längeren Campingurlaub nach Südfrankreich abgereist waren.

Ihre Rückkehr war für einen bestimmten Tag angekündigt, ohne dass allerdings die Uhrzeit bekannt war. Meine Schwester und ich lagen schon seit dem Vormittag gespannt wartend auf einer Wiese im Garten und hörten zu, wie die (in dieser Zeit recht wenigen) Autos die Dorfstraße herunter oder herauf fuhren.