Sonntag, 5. April 2020

Erinnerungen in den Zeiten von Corona (V): Der Telegraf


Für meinen Blog-Eintrag über die Rattenburg habe ich das Internet durchforstet und habe an einer Stelle auch einen guten Nachweis für die alte Sage von der versunkenen Burg bekommen.

Zu meiner Überraschung stieß ich aber außerdem auch auf einen Hinweis aus vergangenen aber gut beurkundeten Zeiten, dass nämlich einstmals auf dem Rattenberg ein Telegrafenhaus stand, das zwischen 1833 und 1849 optische Signale auf der Linie Berlin - Koblenz übermittelt hat.

Es übernahm die Signale von einem ähnlichen, 11 km Luftlinie entfernten Haus in Radevormwald und gab sie an die nächste Station in Blecher oberhalb des Altenberger Doms weiter (13 km entfernt).

Der optische Telegraf hatte ein Gestell mit sechs Signal-Armen auf dem Dach. Man konnte sie mithilfe von Drähten und Rollen wie Uhrzeiger in verschiedene Stellungen bringen und auf diesem Weg Botschaften übermitteln. Die gesamte Telegrafenstrecke umfasste 62 Stationen und verlief von Berlin über Potsdam nach Niedersachsen und Westfalen, um schließlich ins Rheinland zu kommen, wo sie über Köln ging und in Koblenz endete, wo es das Deutsche Eck (Station 61) und ein großes Preußenschloss gab. Die Strecke war 588 km lang.

Die Absicht ihrer Erbauer war es, die Rheinprovinz als neuen preußischen Gebietsgewinn in dringenden Fällen, besonders im Krieg, schnell mit Befehlen aus der Zentrale zu erreichen. Dieser optische Telegraf funktionierte natürlich nur bei guter Sicht. Während der Nacht und bei Nebel und Wolken war die Verbindung tot. Als nach 1849 die Möglichkeit aufkam, sich mithilfe der Elektrizität über Morsezeichen oder über den Siemens'schen Zeigertelegrafen zu verständigen, war die kurze Zeit des optischen Telegrafen schon wieder zu Ende.

Das doppelstöckige Haus, das in Buchholzen den Telegrafen trug, ist noch lange unverändert stehen geblieben und wurde erst in neuerer Zeit durch Neubauten ersetzt.

Als ich von diesem Telegrafen las, kam mir eine vage Erinnerung daran zurück, dass mir meine Großmutter von seiner Einrichtung erzählt haben muss. Ihr Betrieb lag zu meiner Schulzeit "nur" wenig mehr als hundert Jahre zurück, während es heute bereits 171 Jahre sind. Vielleicht wurde die kleine Straße zur Anhöhe hinauf von den alten Leuten im Dorf noch nach dem Telegrafen benannt - so wie es in Radevormwald und in Blecher der Fall ist, wo die Straßen, an denen der Telegraf stand, heute noch "Am Telegraf" heißen. .

Im Internet kümmert sich eine Gemeinschaft von Freunden deroptischen Telegrafie sehr rührend um das Andenken der alten Strecke. Man fährt die Gegenden ab oder erwandert sie und versucht herauszufinden, wo genau das jeweilige Telegrafenhaus gestanden hat. Insgesamt waren es 62 solche Häuser, einschließlich Kirchen wie St. Pantaleon in Köln und verschiedene Schlösser und Burgen, die Berlin und Koblenz verbunden haben.

Eins davon, das mit der Nummer 47 trug den Namen "Buchholzen-Rattenberg".


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