Freitag, 24. April 2020

Erinnerungen in den Zeiten von Corona (X): Where the buffalo roam


Der Eifgenbach fließt von seinen Quellen aus zunächst gerade nach Süden, an den Dörfern Buchholzen und Well vorbei, um dann in einer schönen regelmäßigen Kurve seine Orientierung so zu ändern, dass er bei Süppelbach in umgekehrter Himmelsrichtung, also nach Norden fließt. Er nimmt aber sogleich einen weiteren schönen Bogen, der unterhalb von Wermelskirchen verläuft und den Bach dann am Ende in seine überwiegend südwestliche Linie bringt. 

Diese Richtung entspricht dem, was bei den meisten Gewässern im Bergischen Land natürlich und üblich ist. Sie fließen alle auf den Rhein zu, der die Westgrenze unseres Gebietes bildet.

Gestern sind wir bis zum Scheitelpunkt des ersten Bogens bei Eipringhausen gewandert und haben in der Mitte des Kreises das schöne Landgut "Kuhler Heide" des Bauern Sonnborn gesehen. Hier züchtet er und seine Frau zottelig braune und schwarze Hochlandrinder schottischer Abstammung, die von weitem wie Büffel aussehen.

Oh give me a home where the buffalo roam

Während wir durch das stille Tal wanderten, erscholl vom gegenüberliegenden Hügel eine Posaune, die mit schönen warmen Tönen Bonhoeffers "Von guten Mächten wunderbar geborgen" in den Abendhimmel blies. Am Ende ergab sich ein eigenartiges Duett, als das tiefe Brummen eines Motorrades den Posaunenton in gleicher Tonhöhe aufnahm und erst als wirkliche zweite Stimme wahrnehmbar wurde, nachdem der Fahrer am Ortsende mächtig Gas gab und so in eine höhere Tonlage wechselte. 

Unweit des Hofes sahen wir einen anderen Bauern mit seinem Traktor Saatgut einbringen. Die moderne Maschine, die er auf der Rückseite seines Fahrzeugs mitführte, wirbelte eine gehörige Menge Staub auf – besorgniserregendes Bild einer sich möglicherweise anbahnenden Dürreperiode, über die auch die Zeitungen jetzt häufiger schreiben.

Wir Wanderer fühlen uns auf den trockenen Waldböden wie im Paradies. Durch die noch nicht ganz belaubten Zweige fällt ein wunderbares Licht. Manche Leute sagen, es sei in diesem Jahr besonders schön - fast so schön wie das berühmte lumière de Provence. Der geringer gewordene Straßenverkehr infolge der Corona-Einschränkungen hält offenbar die Luft sauberer – gerade so wie der Mistral in der Provence, der kalte klare Luft vom Zentralmassiv hinunter an die Küste bläst.

Wir genießen das alles. Aber wir beten jetzt doch im Sinne der Bauern für Regen und im Sinne der zur Kurzarbeit verurteilten Menschen um ein neues Anschwellen der gewerblichen Tätigkeit.

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