Die ersten Siedler haben hier um 1935 die Dünenlandschaft am Meer als die „kahlen Höhen“ (schefajim) aus Jesaja 41, 18 identifiziert, auf denen Gott am Ende der Zeiten „Ströme öffnen“ wird. Das Land ist der holländischen Küste um Domburg herum ähnlich, nur dass die Dünen eine echte Steilküste bilden („Don’t fall oft he cliff!“) und zur Landseite hin nicht gleich wieder abfallen, sondern recht weit ins Hinterland hinein reichen. Das Kibbuz-Dorf mit der großen, jetzt im Winter nur von wenigen Gästen bewohnten Hotelanlage liegt oben auf der Dünenlandschaft und bietet von vielen Punkten schöne Ausblicke aufs Meer. Die haben die Holländer, die sich schutzsuchend hinter die Düne ducken, nicht.
Vermutlich haben die ersten Siedler kaum einen Blick für die Besonderheit der Vegetation hier gehabt, das haben spätere Generationen nachgeholt und am Rand der Küste ein Naturschutzgebiet geschaffen, in dem sich typische Dünenpflanzen mit den Pflanzen der nahen Wüsten begegnen. Statt Sanddorn wie in Holland gibt es hier Tamarisken und statt Eichen Eukalyptusbäume. Eine Lilienart ist „endemisch“, sie wächst nur hier. Im Unterholz wohnen Fuchs und Dachs aber auch das Stachelschwein, während draußen „antilopes“ grasen, so sagt es ein Schild, von der Parkverwaltung hier vor kurzem ausgesetzt.
Ein Wort zu den Lebensumständen: vom Frühstückbüffet grüßen mich neben Quark, Tomaten und Gurken auch schöne rote Zwiebeln, und dazu kleine Gläschen mit süß eingelegten Heringen. Das ist meine Welt! Ich muß wohl jüdische Wurzeln haben, wenn das jüdische Frühstück mir so gefällt.
Am ersten Abend in Israel hatten wir ein wunderbares Willkommen bei David und Deborah. Es gibt viele persönliche Eindrücke, über die ich später mehr erzählen will, aber soviel: wir sind vermutlich noch nie in eine fremden Land von uns persönlich bis dahin nur von eMails bekannten Menschen so überwältigend freundlich empfangen worden.
Am zweiten Tag ließen wir uns durch Tel Aviv treiben. Die Museen waren an diesem Freitag ab 14 Uhr geschlossen, wir kamen zu spät und erhielten einen Begriff von einem Großstadtwochenende, das gegenüber unserem um einen Tag verschoben ist. Am Sonntag wird gearbeitet, die Woche endet am Donnerstag.
Nach Sonnenuntergang, dem Anbruch des Sabbats, hielt das großstädtische Treiben unvermindert an – nächstes Wochenende in Jerusalem wird es anders sein, da setzen die orthodoxen Juden mehr und mehr ihr strenges Ruhe-Reglement für die ganze Stadt durch. Offenbar bildet sich dort eine Art jüdischer Groß-Vatikan, während Tel Aviv mit seiner Sekularität eher ein verkleinertes New York ist.
Unsere Gesprächspartner erzählen uns von den zunehmenden Problemen mit den Orthodoxen, die einer von steigenden Mieten und Lebenshaltungskosten geplagten Gesellschaft mehr und mehr auf der Tasche liegen. Noch aus Ben Gurions Zeiten haben sie das Privileg, statt des (immer noch) dreijährigen Wehrdienstes eine Art religiöser Ausbildung zu machen, mit dem hohen Preis allerdings, daß ihnen danach als „ungedienten“ jungen Männern viele zivile Berufe verboten sind. Viele leben deshalb von staatlicher Hilfe, viele zieht es außerdem in die preiswerten Wohngebiete der palästinensischen „Settlements“.
Ihre säkularen Brüder sehen, dass hier zunächst nur einem Preisdruck nachgegeben wird, sehen aber natürlich auch die außenpolitischen Folgen dieser Siedlungen und betrachten sie offensichtlich als eine der vielen Plagen, die ihnen ihre religiösen Brüder bescheren.
Gleich fahren wir nach Eilat und hoffen dort ein komforatbleres Internet und Zeit zu Schreiben, Fotos hochzuladen etc. zu haben.
3 Kommentare:
Danke, dass Du / Ihr mich an Eurer Reise ins heilige Land leilhaben läßt
Ich freue mich auf weitere Berichte von Dir und wünsche Euch eine gesegnete Zeit
Virtuell bin ich mit Euch, sehe durch Eure Augen, gehe mit Euren Füßen und erfreue mich an dem Duft des Mittelmeeres mit Eurer Nase. Internet ist toll und Ihr natürlich auch, da Ihr uns an Euren Eindrücke teilhaben lasst.
Daß es in diesem mit Menschen vollgestopften Stückchen Land auch noch Platz für Stachelschweine gibt, hätte ich nicht gedacht. Vielleicht zwei, drei Springmäuse in der Wüste und ein Fenek, der sie auffrißt, sind das äußertste, das ich erwartet hätte. Allerdings entsinne ich mich, kurz hinter Jerusalem einmal leibhaftige Bedouinen mit Kamelen gesehen zu haben, so als sei man in der Sahelzone.
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